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Meraner Höhenweg

Hüttentour in der Texelgruppe auf dem Meraner Höhenweg vom 2. 7. – 10.7.2022

10.10.2022

Am Samstag, den 2.Juli trafen sich Christiane, Christine, Marion, Rita, Pascal und Wolfram auf dem Koblenzer Bahnhof zur Zugfahrt in die südlichen Alpen. Angekommen in Meran, 325 m freuten wir uns ein paar Schritte bis zur Jugendherberge zu gehen, auch wenn die Temperaturen sehr heiß waren.

In unserer Unterkunft trafen wir Andrea, Werner und Ulrich, die mit dem Auto angereist waren. Wir aßen zusammen in einer Pizzeria, besprachen die Planungen für den nächsten Tag und anschließend erkundeten wir in kleinen Gruppen das mediterrane Flair von Meran und genossen die Abkühlung entlang der Flusspromenade am Passer.

Leiteralm – Giggelberg: 05:37 h         11,8 km        +604 Hm      -765 Hm

Am nächsten Tag fuhr uns Ulrich mit seinem Auto zur Talstation des Korbliftes Vellau. Einzeln schwebten wir hinauf zur Leiteralm, 1550 m und als alle eingetroffen waren ging’s los. Hier war es gegenüber Meran schon deutlich kühler und angenehme Temperaturen zum Wandern. Als das Hochganghaus erreicht wurde konnten einige nicht widerstehen auf der schönen Terrasse eine Rast einzulegen. Der weitere alpine Weg durch Wälder über das Wegkreuz Hohe Rippe im ständigen auf und ab ließ schöne Blicke in Vinschgau mit dem umgebenden Bergen zu. Der Weg war gepflegt. Zahlreiche Baumwurzeln waren abgeflacht und mit gekreuzten Rillen als Ruschhemmung versehen. Angekommen bei der Nasereit Hütte, die von Sonntagsausflüglern gut besucht war, legten wir eine längere Rast ein und ließen uns alpenländische Köstlichkeiten bringen. So gestärkt setzen wir unseren Weg zum Tagesziel Gasthaus Giggelberg, 1565 m fort. Heidi, die Wirtin des Gasthofes, zeigte uns das Quartier in einer alten alpenländischen Unterkunft und in einem modernen Anbau mit entsprechend unterschiedlichem Komfort bei den Sanitäranlagen. Die Speisekarte bot eine reichliche Auswahl und die lange Wartezeit wegen Personalmangel auf das Essen hat sich gelohnt. Es hat allen gut geschmeckt einschließlich eines Hochprozentigen, den Heidi wegen der langen Wartezeit spendiert hat.

Giggelberg – Montferthof: 07:08 h      16,1 km        +818 Hm      -922 Hm

Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet starteten wir früh am nächsten Tag, da Regen im Laufe des Tages angekündigt war. Nach Westen wanderten wir erst durch das Tal des Schindelbachs, vorbei ging´s am schönen, alten Hochforch-Hof, unterhalb des Orenknott und der Orenalm, durch Brunnental und Lahnbach-Tal, bekannt als "Tal der Tausend Stufen". Dieser Beiname erwies sich als übertrieben, waren es doch tatsächlich nur 998 Stufen. Am tiefsten Punkt erreichten wir eine Hängebrücke, die uns weitere knapp 100 Hm ersparte. Den alten Weg durch die Schlucht kann man von der Hängebrücke gut erkennen. Jetzt geht es wieder steil bergauf und bald ist bei immer noch strahlendem Sonnenschein der Pirchhof erreicht. Der schön am Hang gelegenen Sonnenterrasse können einige nicht widerstehen und kehren trotz der bereits am Horizont erkennbaren dunklen Wolken ein. Weiter führt der Weg vorbei an schöngelegenen Berghöfen im steilen Gelände und kurz vor der Jausenstation Galmein über eine weitere Hängebrücke. Inzwischen fallen die ersten leichten Tropfen aus den dunklen Wolken über uns und somit ist es Zeit die Regenbekleidung anzulegen. Für die eindrucksvollen 2m großen Rohre einer Druckrohrleitung besteht angesichts der Wetterlage wenig Interesse und so wird bei strömenden Regen der Linthof erreicht. Es ist kurz vor 12 Uhr und so geht der Großteil der Gruppe zielstrebig auf die überdachte Terrasse, um vinschgauer Köstlichkeiten zu genießen. Da kein Aufhellen am Himmel zu erkennen ist, geht’s im Regen weiter hinein ins Schnalstal, vorbei an schönen alten Alpenhöfen mit traditionellen Gemüsegärten. Der Regen lässt nach und zwischen den sich auflösenden Wolken ist bald das auf Hügeln liegende Dorf Katharinaberg mit seiner markanten Kirche zu erkennen. Wir gehen oberhalb vorbei auf dem Meraner Höhenweg, erreichen bei strahlendem Sonnenschein den Montferthof, 1475 m, auf dem wir herzlich begrüßt werden. Auf der Sonnenterrasse mit Blick auf Katharinaberg stärken wir uns bei Getränken und kleinen Speisen. Es gibt ein reichhaltiges Abendessen in der Stube und die Jungbäuerin Martina erzählt uns von der jahrhundertealten Geschichte des alten Anwesens, wie das aktuelle Leben im Bio-Hofes mit mehreren Generationen aussieht und dass überwiegend hofeigenen Erzeugnissen serviert werden.

Montferthof – Eishof: 06:00 h   10,5 km        +710 Hm      -130 Hm

Nach gutem Frühstück geht es auf schmalen Wiesen- und Waldpfaden ins Pfossental. Wegen zahlreichen Hangrutschungen werden wir zum Vorderkaser auf die Zufahrtsstraße geleitet, die nicht schön zu gehen ist, auch wegen den zahlreichen Auto-Ausflüglern. Es hat wieder zu regnen angefangen und so sind wir froh über die Einkehr in den Gasthof Jägerrast. Ohne Hektik werden die Gäste von den Wirtsleuten bedient und gestärkt geht es weiter auf einem alten Mititärweg, durch Lärchenbestände und Almen. Zu unserer Linken zog der Schnalskamm mit der Roten Spitze, der Fanatspitze, der Karlesspitze, der Falschungspitze und dem Bankkogel die Blicke auf sich, rechts hingegen reihten sich die hohen Gipfel der Texelgruppe aneinander. Hinter uns waren die Ausläufer der Schneefelder des Similaungletschers (3.599 m ü.d.M.) zu sehen. Am Eishof, 2076 m, den wir früh erreichten trafen wir noch viele Tagesgäste. Wem seine tägliche Dusche wichtig ist, verließ sein „Genuss-Bad“ in der Sonnenliege mit Blick in die Alpenlandschaft und stellte sich in die Schlange vor der einzigen Dusche. Ein Bad im vorbeifließenden Pfossen-Bach war nur für weinige verlockend.

Eishof – Stettiner Hütte: 3:24 h 7,3 km         +845 Hm      -40 Hm

Vom Eishof wanderten wir bei strahlendem Sonnenschein weiter taleinwärts, die Hohe Wilde beherrscht die Gipfelkulisse am Talschluss des Pfossentales. Der breite Wanderweg führt durch einen Lärchenbestand, windet sich in nordöstliche Richtung und verwandelt sich dann in einen schmaleren Pfad. Der Weg wird steiler, und gewinnt an Höhe. Dabei führt der Weg, übrigens immer noch die alte Militärstraße, durch typisches Almgelände. Bald schon erreichten wir eine Wegkreuzung, wo wir in Richtung Eisjöchl, 2.879 m wanderten: Die Serpentinen, die zum höchsten Punkt dieser Etappe führen, waren schon zu sehen. Kurz vor Erreichen des höchsten Punktes, beginnt ein kurzer, hochalpiner Pfad. Hier sind einige Meter an Blockwerk mit Hand und Fuß zu überwinden.  Zu Zeiten der militärischen Nutzung gab es wohl einen kurzen Tunnel unter dem Jöchl, der heutzutage verschüttet ist. Mit dem Eisjöchl hatten wir auch den höchsten Punkt der gesamten Tour erreicht. Nach kurzem Abstieg trafen wir auf der Stettiner Hütte. Ein je nach Geschmack imposanter oder ziemlich hässlicher Betonbau. Die alte Hütte wurde durch eine Lawine 2014 zerstört. Der Neubau begann 2020 und wurde 2022 abgeschlossen. Letzte Arbeiten waren bei unserer Ankunft noch im Gange. Entsprechend des aktuellen Baus sehr komfortable Sanitäranlagen, aber WLAN „nur fürs Personal“ und Mobilempfang außerhalb der Hütte.

Stettiner Hütte – Hohe Wilde: 03:30 h 1,7 km         ± 610 Hm

Andrea, Pascal und Wolfram fühlen sich noch nicht ausgelastet und stiegen ohne Rucksack auf die Hohe Wilde, 3482 m. Vor dort oben gab´s einen herrlichen Blick auf die im Norden liegende Gletscherwelt. Wir konnten auch bereits den Weg erahnen, den wir am nächsten Tag gehen wollten.

 

Stettiner Hütte – Oberkaser Alm: 08:15 h     11,5 km        +805 Hm      -1.511 Hm

Ab der Stettiner Hütte haben wir den Meraner Höhenweg verlassen und sind auf dem Tiroler Höhenweg, einem hochalpinen Bergpfad weiter gegangen. Abwärts über Geröllfelder vorbei am Grafsee ging es steil hinauf zur Schafschneide. Vor dort führte der Pfad über eine ausgesetzte Stelle und steile, gesicherte Felswege über die Andelsalm ins Lazinser Tal hinab. Weiter bis zur Bockhütte ging es fast 900 Hm hinunter. Auf diesem Weg gab es keine Jausenstationen und so verspeisten wir die Essensvorräte aus unserem Rucksack vor der Hütte. Die Wolken wurden immer dichter, es begann leicht zu regnen, also wurde wieder die Regenkleidung vor dem Aufstieg zum Spronser Joch angelegt. Oben angekommen nach knapp 600 Hm hatten sich die Wolken verzogen und wir hatten einen ersten Blick über die Spronser Seenplatte bzw. die Seen, die nicht von Bergen verdeckt waren. Vorbei am Schiefersee und Grünsee erreichten wir die Oberkaser Alm, 2131 m. Die Königsetappe war geschafft. Es war bereits später Nachmittag und die Terrasse nur wenig besucht. Wir bezogen in der gemütlichen Alm unsere einfachen, ausreichend großen Unterkünfte und stärkten uns am Angebot von der reichhaltigen Speisekarte. Auf der Hütte blieben wir 2 Nächte. Wolfram machte für den Tag auf der Hütte Vorschläge für kleine Touren mit leichtem Gepäck. Es bestand allerdings der überwiegende Wunsch bei der Hütte die Seele baumeln zu lassen. Spaziergänge zu Kaser Lacke und Pfittscher Lacke mit der Option zu baden wurden als ausreichend angesehen. Da es auf der Hütte keine Dusche, kein W-Lan und kein Netz gab, hatten wir reichlich Zeit für Gespräche und Spiele, in erster Linie „6-Nimmt“, das Christine dabeihatte.

Ulrich hatte bereits eine weitere Wanderung im Juli gebucht, die ihn die gesamte Tour beschäftigte. Daher verabschiedete er sich von uns und stieg über die Tauferscharte auf steilem, gewendeltem Pfad mit schöner Aussicht zur Leiteralm ab und schwebte mit dem Korblift hinab nach Vellau. Als Andenken nahm er einen kräftigen Muskelkater mit und konnte nun gut vorreitet zu seiner Wanderung auf britischen Bergpfaden starten. Die Wirtsleute werden Ulrichs Abreise sehr bedauert haben, da er stehts ausgiebig das Weinangebot auf den Hütten konsumiert hatte. Am Morgen konnten wir beobachten, wie die Hütte versorgt wird. Ein Hubschrauber brachte erst eine junge Frau, die in ihren Sommerferien auf der Hütte mithilft. Anschließend wurden Waren gebracht und Abfälle abtransportiert. Dies alles dauerte keine viertel Stunde. Andrea und Werner machten eine kleine Bergtour und stiegen nach dem Frühstück hinauf Richtung Spronser Joch. Marion und Wolfram wollten weitere Seen erkunden und wanderten gemütlich Richtung Langsee. Hier bestand guter Empfang, es konnten daher Nachrichten empfangen und Telefonate geführt werden. Marion verspürte keinen Ehrgeiz zur Hochgangschartl zu steigen und so kamen wir gegen Mittag wieder bei der Hütte an und danach auch Andrea und Werner. Von Ulrich hatten wir zwischenzeitlich die Information, dass er gut in Vellau auf einem steilen „Kniekiller-Abstieg“ angekommen ist. Wolfram konnte niemanden zu einer Bergtour begeistern und so machte er sich allein über die Traufenscharte zur Mutspitze, 2291 m auf, einem Hausberg von Meran (02:59 h; 7,5 km; ±409 Hm). Je näher der Berg kam umso mehr Bergsteiger waren unterwegs. So war er auch nicht auf dem Gipfel allein und fand jemand, der ein Gipfelfoto machte. Der Blick von der Mutspitze bot einen herrlichen Überblick über Meran und die umgebenden Täler. Bei einem wunderbaren Abendessen berieten wir, den Abstieg nach Meran. Wegen der ungünstigen Verkehrsanbindung von Vellau und Ulrichs Wegbeschreibung entschieden wir uns direkt Richtung Meran zu gehen ohne weitere Höhen zu überwinden.

Oberkaser Alm – Oberhochmut: 02:58 h      6,8 km         + 91 Hm       - 860 Hm

Der gut zu gehende Bergpfad ging stetig bergab zur Mutkopfhütte. Durch Lächenbestände ging es weiter bis zum Oberhochmut, 1357 m. Hier legten wir an einem Panoramarastplatz mit Beschreibung der Umgebung eine Pause ein. Anschließend schwebten wir mit der Seilbahn hinunter nach Dorf Tirol und fuhren mit dem Bus nach Meran. Andrea und Werner verabschiedeten sich, da sie noch ein paar Tage in ihrem Vinschgauer Wellnesshotel verbringen wollten. Für die Bahnfahrer war noch Zeit, um die Stadt zu erkunden und Proviant für die Rückreise zu kaufen. Abends gingen wir gemeinsam Essen und schlenderten anschließend entlang der Passer Promenade zur Gilfklamm mit spektakulären Ausblicken auf die tosenden Wassermassen in den engen Felsspalten. Der Ausklang fand in einem Weinlokal mit reichhaltigem Angebot an italienischen Weinen statt. Auf einer der Bänke an der Passer Promenade nahmen wir zum Abschied Gedanken von Christian Morgenstern mit:

Träume bloß noch hinterlassen

von vergangnen Felsenmassen,

so wie Glocken, die verklungen,

noch die Luft als Zittern fassen.

Christian Morgenstern

 

Bericht: Ulrich und Wolfram; Bildauswahl: Wolfram