Sturm auf die „Krone“ der Mischabel - Täschhorn 4491m ü. M., SSE-Grat

Wieder einmal hatten wir nur ein kleines Zeitfenster im Juli 2022 zur Verfügung. Zur Auswahl standen entweder 2 schöne Grattouren in den Ostalpen oder optional, bedingt durch die Lage, 1 lange und anspruchsvolle Tour in den Westalpen.

Allerdings machte uns das Wetter für die Ostalpen einen Strich durch die Rechnung, und somit war die Entscheidung gefallen. Wir hatten uns das Täschhorn, SSE-Grat (ZS, 3a, 4-5 Std.) mit seinem rund 1,4 km langen Mischabelgrat im schönen Mattertal ausgesucht. Es war ein waghalsiges Unternehmen, was wir da vorhatten. Die Herausforderung bestand darin, dass wir in keinster Weise akklimatisiert waren und uns über recht lange Zeit auf über 4000m aufhielten. Wir wussten also nicht, wie unser Körper mit der Höhe in Kombination mit den Anforderungen zurechtkommen würde. Daher wollten wir zusätzlich 1 Nacht auf der Täschhütte verbringen.

Die Anreise erfolgte mit dem Auto bis zur Täschalpe, von da Aufstieg zur Täschhütte. Am nächsten Morgen begann wir mit dem Aufstieg zum Mischabeljochbiwak. Das Biwak ist das 2 höchst-gelegene Biwak in den Westalpen auf rund 3847m ü. M. und dazu eines der schönst gelegenen Biwaks in spektakulärer alpiner Umgebung.

Vorbei am Weingartensee, erkletterten wir den ca. 100m hohen Ausläufer des W-Grates vom Alphubel und erreichten den Weingartengletscher. Dieser hatte aufgrund der Temperaturen auch massiv gelitten und stellt gerade im Abstieg eine sehr ernstzunehmende Gefahr da. Die anfängliche Zustiegsvariante über den Alphubel hatten wir komplett verworfen, da der Weingartengletscher unsere spätere Abstiegsroute sein sollte. So konnten wir die Bedingungen / Wegefindung aufgrund der Hitzewelle besser einschätzen, was sich nachher auch wirklich als großer Vorteil erweisen sollte.

Gegen Mittag erreichten wir das Biwak, richteten uns häuslich ein und verbrachten fast den ganzen Mittag mit dem Ofen, Schnee herbeischaffen und schmelzen, um daraus Trinkwasser zu gewinnen

Gegen 02:30 Uhr weckte uns liebkosend der Wecker und nach einem kargen Frühstück starteten wir gegen 03:10 Uhr die Tour. Im unteren Teil ist der Grat mit zahlreichen Türmen und Gendarmen gespickt. Erst weiter oben kommen einige kleinere sowie größere Firnpassagen, die allerdings gut zu klettern waren. Vorbei an den berühmten Wechten, welche doch sehr gelitten hatten, folgte noch der sehr steile Gipfelaufbau in tlw. ziemlich brüchiger Qualität. Im Ganzen waren wir unheimlich schnell, dennoch gemütlich unterwegs gewesen und so standen wir um 06:00 Uhr nach gerade mal 2 Std., 50 Min. auf dem Täschhorn.

Über die Aufstiegsroute gelangten wir zum Biwak zurück und nach einer kurzen Pause begannen wir den weiteren Abstieg. Der Gletscher war total zerrissen, Schneebrücken gab es nicht, die Spalten beachtlich und verlangten nochmals volle Konzentration. Den Ausläufer tlw. abkletternd und abseilend gelangten wir über den See auf direktem Wege nach knapp 2300Hm Abstieg zum Auto zurück.

 

Thorsten Ringel / Alexander Werle