© DAV Koblenz

Über Stock und über Stein… sowie Eis und Schnee –

Grundkurs Hochtouren 2022

10.09.2022

Viele Begeisterte des Bergsports kommen früher oder später an dem Punkt an, an dem sie sich fragen, ob für sie denn nicht mal eine Hochtour durch Schnee und Eis in Frage kommen würde und für die,

die diese Frage bejahen, bietet sich der Grundkurs Hochtouren perfekt für einen ersten Einstieg an. Folglich fanden sich auch in diesem Jahr elf Bergsportler für den Grundkurs zusammen.

Auf Grund der guten Lern- sowie Übungsbedingungen und den positiven Erfahrungen mit der Neuen Prager Hütte ging es also für die neun Kursteilnehmenden und zwei Ausbilder wieder zur Venedigergruppe. In diesem Jahr gab es eine kleine Änderung bei den Ausbildern und der Kurs wurde nun von Norbert Dötsch sowie Adrian Fey geführt, der für Paul Pütz gefolgt ist. An dieser Stelle nochmal ein Glückwunsch sowie „Saubere Leistung“ an Norbert Dötsch, der den Grundkurs Hochtouren seit genau 20 Jahren führt und seitdem sicher auch deswegen das eine oder andere graue Haar dazu gewonnen hat! J

Am Anreisetag kamen wir nach einem schönen Aufstieg vom Venedigerhaus Innergschlöss zur Neuen Prager Hütte bei Sonnenschein und bester Aussicht auf 2796 m. ü. A. an. Der Ausblick auf die schneebedeckten und teils eisbehangenen Gipfel faszinierte alle Teilnehmenden und motivierte die Gruppe für das Kommende.

Steigeisen an und ab auf den Gipfel? So schnell ging es dann leider doch nicht, aber das ist auch gut so.J Am zweiten Tag des Kurses wurden zuerst noch mal die benötigten Knoten geübt sowie verschiedene Rutsch- und Bremsübungen am Schneehang durchgeführt. Im Anschluss wanderten wir zu unserem ersten Eisfeld und dem späteren Anseilpunkt, wo wir dann die ersten Schritte mit den Steigeisen gingen, u.a. einen ersten Standplatz bauten und die Ausbilder zum Gletscher unterrichteten. Zur Belohnung gab es im Anschluss dann auch die erste Gipfelbesteigung für die Gruppe, den Niederer Zaun. Fröhlich und weiterhin motiviert gingen wir dann zu unserer gemütlichen Unterkunft zurück, wo wir am Abend mit Karte und Planzeiger unsere Tour zum Großvenediger planten. Die durch uns geplante Gehzeit ohne Pausen, Ausrüstung anlegen etc. lag bei ca. 3:45h und anschließend fand der Abend einen ruhigen Ausklang.

Am dritten Tag klingelte um 04:30 Uhr der Wecker und um 05:45 Uhr startete unsere Operation Großvenediger. Etwas müde aber bestens gelaunt machten wir uns dann auf den Weg zu unserem Anseilpunkt, an dem wir uns dann in zwei Seilschaften auf den Weg zum Gipfel machten. Wir passierten schöne Schneelandschaften, 30°-40° steile Eishänge, übertraten ein, zwei kleine Gletscherspalten, passierten den schmalen Grat zum Gipfel und kamen um ca. 10:00 Uhr an – stolz, glücklich und perfekt in der Zeit! J Wie das Wetter am Berg aber leider manchmal ist, zog es sich auf den letzten 300 hm zum Gipfel etwas zu, aber das tat der Sache keinen Abbruch und wir fielen uns am Gipfel glücklich mit einem „Berg Heil!“ in die Arme. Auf Grund der schlechten Sichtverhältnisse liefen wir dann aber im Anschluss wieder in Richtung Hütte zurück.

Der vierte und fünfte Tag stellten jeweils wieder einen Übungstag dar, an denen wir in verschiedenen Formen Standplätze auf Eis und Schnee bauten und uns aber auch in eine Gletscherspalte ablassen sowie anschließend wieder bergen durften. Aber auch das „Gehen“ an Eishängen sowie kleinen Eiswänden in verschiedenen Steigungsgraden gehörte dazu. Besondere Highlights stellten hier natürlich das Ablassen in die Gletscherspalte sowie das „Spielen“, wie es die Ausbilder gerne genannt haben, dar, also das Klettern mit Eisgeräten an einer kleinen 80° bis 90°-steilen Eiswand – super spaßig! J

Den Grundkurs ohne eine letzte Tour zu beenden war keine Option, also ging es am sechsten Tag erst wieder zum Anseilpunkt, um dort die Ausrüstung anzulegen und sich in die Seilschaft einzubinden. Da wir auf unserem Weg zum Rainerhorn dieses Mal keine Spur hatten, der wir folgen konnten, mussten wir selber „spuren“, also selbst einen Weg neu erschließen. Auf dem Rainerhorn wurden wir dann mit einer wundervollen Aussicht bei bestem Wetter und freier Sicht belohnt. Das nicht genug, ging es im Anschluss noch auf den Gipfel des Hohes Aderl, welchen wir mit ein wenig und ganz leichter Kletterei über einen Felsgrat erreichten. Man konnte es auch „Wandern mit Händen und Füßen“ nennen. J Auch hier ließ die Begeisterung nicht lange auf sich warten – wieder mal eine tolle Aussicht, da haben sich Norbert und Adrian bei der Auswahl der Gipfel nicht lumpen lassen. Danach ging es wieder zurück in Richtung Hütte, wo noch eine kleine Selbstbergungsübung am Fels abgeschlossen werden wollte, um rasch zum gemütlichen Teil des letzten Abends auf der Neuen Prager Hütte überzugehen.

Und die wichtigste Erkenntnis aus dem Grundkurs? Die hat unsere Bergfreund und Teilnehmer Stefan bei der letzten „Zirben-Runde“ erlangt:

„Gepriesen sei der Herr, der die Berge begipfelt und die Männer bezipfelt

Der die Frauen hat gespalten, ihm sei dieser Trinkspruch erhalten.

Flirum, Flarum, Factum in der Sauna laufen ‘se nackt rum

Am Großvenediger tragen ‘se Kleider – leider!“

Vielen Dank an unsere Ausbilder sowie alle Teilnehmenden für diesen tollen Kurs und die schöne Zeit! J J J

Marco Kallenbach